Wildkräuter sammeln leicht gemacht!

Die 10 goldenen Regeln für frischen Kräutergenuss und sicheren Sammelspaß

Detoxen, Abnehmen, Regenerieren – unsere heimischen „Superfoods“ Wildkräuter können dabei unterstützen. Löwenzahn, Giersch, Labkraut und Brennnessel überbieten Salat und Gemüse beispielsweise um das 23-fache an Vitaminen, Mineralien und pflanzlichen Vitalstoffen.

Aber Vorsicht vor giftigen Doppelgängern oder dem Fuchsbandwurm. Herbalista Gabriele empfiehlt ihre goldenen Regeln, was beim Sammeln, Bestimmen und Aufbewahren von Wildkräutern beachtet werden muss.

1. “Morgenstund “… oder: die richtige Tageszeit

Wildkräuter sammelst du am besten zwischen morgens und mittags, sobald der Tau abgetrocknet ist. Sie haben sich über Nacht regeneriert und enthalten nun die meisten Wirkstoffe. Für einen grünen Smoothie kannst du die Wildkräuter auch morgens sammeln oder wenn es regnet.

2. Blätter sammeln – so schmecken sie frisch

Sammel junge Blättchen. Sie sind heller, weicher und schmecken am besten. Beim ersten Frühjahrs-Austrieb kannst du sämtliche Blätter verwenden. Die Blätter sollten aber nicht beschädigt sein. Angefressene Pflanzen fühlen sich gemobbt und „verbittern“, um ihren Fressfeinden den Appetit zu verderben! Und natürlich Blätter vor dem Verzehr immer waschen.

3. Blüten sammeln – so haben sie das meiste Aroma

Möchtest du Blüten ernten, darf es 24 Stunden vorher nicht geregnet haben. Sonst ist das Aroma ausgespült. Nimm frisch aufgeblühte Blüten, diese haben den intensivsten Duft. Blüten nicht waschen.

4. Sammeln im Garten – Ernten statt jäten!

Im eigenen Garten ist man weitgehend sicher vor Fremdverschmutzung. Ernten statt jäten heißt die Devise: Setze eine Brennnessel an den Kompost und betrachte den Giersch als das, was er ist – Kraftfutter! Als solches wurde er bis ins 17. Jahrhundert angebaut. Was hier wächst, kannst du auf ungedüngten Flächen bedenkenlos ernten.

5. Sicher sammeln in Wald & Wiese

Ernte nur auf ungedüngten Flächen mit Sicherheitsabstand vom Wegrand. Ob eine Wiese gedüngt wurde, erkennst du an der Artenvielfalt. Ist die Wiese dunkelgrün und es wachsen dort außer Gras nur Löwenzahn und Klee – Finger weg. Diese Wiese ist gedüngt. Ein Anzeichen für ungedüngte Wiesen ist beispielsweise, dass bis zu 50 Pflanzenarten pro Quadratmeter dort wachsen. Dadurch sehen sie immer etwas strubbelig aus. Bewahre ca. 5 Meter Abstand von Wegen und Straßenrändern. So bist du weitesgehend gegen die Verschmutzung durch Autos und Hunde geschützt. Auch von Ackerflächen solltest du einen Sicherheitsabstand einhalten – es sei denn, es sind Bio-Flächen.

6. Naturschutz & Handstrauß-Regel

In Naturschutzgebieten darf man nicht sammeln, ebenso ist es verboten, geschützte Pflanzen zu pflücken. Ansonsten gilt die „Handstraußregel“, d.h. jede*r darf für seinen täglichen Bedarf Wildkräuter ernten.

7. Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm?

Hier halte ich es mit dem Robert-Koch-Institut: Fuchsbandwurmeier sterben nach 20 Minuten ab, wenn sie austrocknen. Das RKI hält es daher für unwahrscheinlich, dass Fuchsbandwurm über den Verzehr von Pflanzen übertragen wird und hat eher die feuchten Schnauzen schmusefreudiger Hunde und Katzen im Verdacht. Überproportional häufig infizieren sich auch Jäger*innen und Landwirt*innen. Es empfiehlt sich, Wildwechsel zu meiden und die Kräuter gut zu waschen.

8. Mit Kokosöl & Co gegen Zecken!

Ein Geheimtipp ist das Einreiben mit Kokosöl. Es enthält Laurinsäure – und das ist ein Geruch, den Zecken nicht mögen. Auch Schwarzkümmelöl (innerlich wie äußerlich) schreckt Zecken ab. Das gilt ebenso für Haustiere. Hier kann man das Schwarzkümmelöl ins Futter geben.

9. WICHTIG: Sammel nur, was du kennst!

Starte am besten mit einer geführten Kräuterwanderung. Zertifizierte Kräuterführer*innen und –pädagog*innen stellen dir die essbaren Wildpflanzen und ihre Verwendung sowie giftige Verwechsler vor. Verwende ein Bestimmungsbuch z.B. „Essbare Wildpflanzen“ von Steffen G. Fleischhauer (Bestimmung nach Blattformen). Einen guten Einstieg gibt auch ein Wildkräuter-Onlinekurs.

10. Transportieren im „Frische-Safe”

Ideal für den Transport ist ein Sammelkorb mit einem Tuch als Sonnenschutz. Wenn die Wildkräuter frisch bleiben sollen, nehme einen TK-Beutel mit einem feuchten Tuch und einer Gefrierklammer mit. Wenn du die Pflanzen hier locker eintütest, transportiere sie unter Schutzklima in einem Luftpolster. Zum Trocknen sammel Kräuter am besten in Papiertüten.

Über die Autorin Gabriele Leonie Bräutigam

Als staatlich zertifizierte Kräuterführerin hat sich Gabriele Bräutigam mit Begeisterung und Leidenschaft den Kräutern verschrieben. Ihre geballte Kräuterexpertise findest du in den Büchern „Wilde Grüne Smoothies“, „Wilde Grüne Küche“ und „Brennnessel". Gabriele Bräutigam leitet außerdem das Wildkräuter-Seminarhaus Oedmühle. Wildpflanzenwissen im Jahreskreis und leckere Wildkräuter-Rezepte findest du auf www.herbalista.eu.