Mit der Natur, statt dagegen

Ressourcenschonendes Wirtschaften im Kreislauf

Der ökologische Landbau orientiert sich sehr nahe an der Natur und ist in gewissem Maße deren natürlichen Kreisläufen nachempfunden. Er wirtschaftet besonders ressourcenschonend, umweltverträglich und tiergerecht. Auf Langfristigkeit ausgelegt und im Gesamtsystem gedacht, steht ökologisches Wirtschaften als Inbegriff für einen respektvollen und nachhaltigen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt.

Die vielfältigen Kreisläufe, die in der Natur tagtäglich ablaufen, spielen auch auf jedem Bio-Betrieb eine wichtige Rolle, da innerhalb dieser natürlichen Stoffkreisläufe gewirtschaftet wird. Eine besondere Verantwortung kommt der Landwirtschaft deshalb zu, weil diese Zusammenhänge und deren Auswirkungen für das menschliche Auge auf den ersten Blick nicht sofort sichtbar sind. Die damit verbundenen Ressourcen betreffen aber das Gemeinwohl.

Diese natürlichen Stoffkreisläufe werden durch den Menschen und seine Wirtschaftsweise berührt:

  • Wasser-Kreislauf: Durch Verdunstung auf den Meeren, den Transport der Niederschläge über die Luftmassen landeinwärts und den Wasserabfluss in Richtung der Meere schließt sich ein großer Zyklus.
  • Kohlenstoff-Kreislauf: Grüne Pflanzen nehmen Kohlenstoffdioxid auf. Der dabei abgegebene Sauerstoff dient Lebewesen zur Atmung, wobei wiederum Kohlendioxid freigesetzt wird. Der bewirtschaftete Boden fungiert zudem als wichtigster Kohlenstoffspeicher der Erde.
  • Sauerstoff-Kreislauf: Ist eng mit den Kohlenstoff- und Wasserbewegungen verbunden. Sauerstoff zirkuliert in der Natur in Form von Kohlendioxid, Wasser oder Kohlenhydraten. Bei der Photosynthese von Pflanzen werden Kohlendioxid und Wasser mittels Lichteinwirkung zu Kohlenhydraten und Sauerstoff umgewandelt, was wiederum die Lebensgrundlage für Mensch und Tier darstellt.

Eine Überdüngung der Flächen mit stickstoffhaltigen Düngemitteln sowie der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel aus dem konventionellen Ackerbau tragen zu einer Verschlechterung der allgemeinen Wasserqualität bei.
Eine Antwort hierauf bietet der Ökolandbau, da entsprechende Chemie in Form von Pestiziden und Mineraldüngern grundsätzlich nicht angewendet wird und mittels einer flächenbezogenen Tierhaltung auch keine Überdüngung stattfindet.

Durch den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid (das beispielsweise bei der Verbrennung fossiler Energieträger ausgestoßen wird) und auch im Rahmen der energieintensiven Mineraldüngerproduktion in großem Maße anfällt, wird der Kohlenstoff-Kreislauf aus dem Gleichgewicht gebracht. Es zählt zu den Grundwerten des Ökolandbaus, dass energieeffizient gewirtschaftet wird und – wo möglich – auf erneuerbare Energiequellen und ressourcenschonende Werkstoffe zurückgegriffen wird.

Humusaufbau durch vielgliedrige Fruchtfolge

Im ökologischen Landbau bedient man sich gerne einer weiten Fruchtfolge: Zwischen zwei Hauptfrüchten werden artenreiche Mischungen wie beispielsweise Senf, Kresse, Buchweizen oder Ölrettich und verschiedene Kleearten als parallel wachsende Untersaat (also als eine zusätzliche zweite Frucht) im Getreide angebaut. Das Bodenleben wird durch die organische Masse der Zwischenfrüchte und Untersaaten mit Nahrung versorgt. Vor allem die Wurzelmasse ist hier besonders wichtig. Sie sorgt für einen guten Humusaufbau. Außerdem können so seltene und verschiedene Nutzpflanzenarten inklusive ihrer Begleitflora und -fauna existieren. Mit Hilfe einer weiten Fruchtfolge kann das Treibhausgas Kohlendioxid über die Pflanze aus der Luft in den Boden gelangen. Dann wird es als Kohlenstoff im Humus festgesetzt.

Kleiner kriechender Helfer

Am einfachsten erkennt man fruchtbare Böden an einem kleinen kriechenden Helfer: dem Regenwurm. Er ist stetiger Begleiter und „Mitarbeiter“ im Ökolandbau. Dabei gibt es in Deutschland rund 50 verschiedene Arten, die auf gesunden Böden mit etwa 150 Individuen pro Quadratmeter vorkommen. Sein ausgeschiedener Regenwurmkot liefert wichtige Nährstoffe und ist demnach die Grundlage jeglichen Humusaufbaus und ein wichtiges Bindeglied im Stoffkreislauf.

Es geht schlussendlich nicht nur darum, das Korn in den Acker zu säen, die Kultur zu pflegen und anschließend eine gute Ernte einzufahren. Denn die ökologische Landwirtschaft hat keine kurzfristigen Stellschrauben und Eingriffsmöglichkeiten. Sie ist weitreichender gedacht als der konventionelle Ackerbau: Fruchtfolge und Bodengare (der Idealzustand eines fruchtbaren Bodens), die Rahmenbedingungen für Pflanzenbegleitflora (Ackerwildkräuter) und Nützlinge (Insekten und Bodenlebewesen), aber auch die fairen Partnerschaften mit Zulieferern und Handelspartnern sowie der Blick auf die zukünftigen Generationen und deren intakter Umwelt — alles das steht auf lange Sicht in Verbindung mit Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung und ist somit zentrales Element des Ökolandbaus.

Beispiel für eine weite Bio-Fruchtfolge:
Kleegras (bleibt 2 Jahre für Bodenruhe und Humusaufbau) – Kartoffeln (oder Feldgemüse) – Dinkel – Futtererbsen – Roggen – Hafer

Beispiel für eine konventionelle 3-gliedrige Fruchtfolge:
Raps - Weizen - Roggen
oder
Gerste - Weizen - Mais

Tierisch rund

Zum ökologischen Kreislaufgedanken gehört auch die Tierhaltung. Gemeinsam mit Pflanze, Boden, Natur und Mensch bilden Tiere einen wichtigen Teil des Kreislaufs. Ihre Hinterlassenschaften, egal ob in Form von Jauche, Gülle oder Mist, sind wichtige organische Düngemittel. Im Bio-Bereich dürfen keine mineralischen Düngemittel eingesetzt werden, deshalb sind Bio-Landwirt*innen auf organischen Dünger angewiesen. Denn die Nährstoffe, die wir z.B. in Form von Getreide vom Feld nehmen, müssen wir dem Boden zurückgeben, damit wieder gesunde Pflanzen wachsen können.

Klar, Gülle hat ein schlechtes Image. Aber wie so oft kommt es auf die Dosis an. Es darf nicht zu viel des wertvollen Düngers auf den Äckern und Wiesen landen, um eine Auswaschung der Nährstoffe ins Grundwasser zu vermeiden. In der Ökolandwirtschaft ist die Tierhaltung deshalb an die Fläche gebunden. Das bedeutet, dass die Anzahl der gehaltenen Tiere von der Größe der bewirtschafteten Fläche abhängig ist. Konkret sind das maximal 2 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar. Eine Großvieheinheit sind 500 kg, also ca. ein ausgewachsenes Rind. Durch diese Regelung wird in der biologischen Landwirtschaft die Überdüngung der Flächen vermieden und die Tiere sollen zudem von den eigenen Flächen ernährt werden können. Der Zukauf von Futtermitteln wird dadurch möglichst geringgehalten.

Wiedergekaut

Apropos Futter: Der organische Dünger der Tiere sorgt nicht nur dafür, dass das Futter für diese wachsen kann, sondern auch hochwertige Lebensmittel für uns Menschen. Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen spielen in der Bio-Landwirtschaft eine besonders wichtige Rolle. Denn sie können Gras zu Milch oder Fleisch verarbeiten. Das Gras ist für uns Menschen unverdaulich. Wiederkäuer helfen uns dabei, das Grünland trotzdem für die menschliche Ernährung zu nutzen.

Grunzen und Gackern

Auch Schweine und Geflügel sind Teil des Kreislaufs. Durch ihre wesensgerechte Haltung und die Wertschätzung jedes einzelnen Tiers erhalten wir in der biologischen Landwirtschaft wertvolle Lebensmittel. Ihre Hinterlassenschaften landen wieder auf dem Feld und sorgen für ein gesundes Pflanzenwachsten und fruchtbare Böden ohne Mineraldünger – ganz im Sinne der Ressourchenschonung.

Weniger ist mehr

In der ökologischen Tierhaltung gehören Tierwohl und die wesensgerechte Haltung ganz selbstverständlich dazu. Einer der Grundwerte der Bio-Branche ist die Wertschätzung unserer Umwelt und dazu gehört auch jedes einzelne Tier. Der Respekt für unsere Nutztiere ist tief im Bio-Gedanken verankert. Zu einem verantwortungsvollen Wirtschaften gehört deshalb auch der Konsum von wenigen, dafür hochwertigen tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Käse oder Eiern in Bio-Qualität.