Finca Enguera Tempranillo

Finca Enguera Tempranillo

Valencia, Spanien

Waldbeeren, Lakritz, trockene Kräuter

würzig, erdig, wintergeeignet

Kidneybohnen-Patty, getrockene Herbsttrompeten in Sauce, geschmorte Aubergin

Der Wein ist super für den Veganuary geeignet. Warum? Weil er vegan hergestellt wird, also ohne Verwendung von Produkten tierischen Ursprungs. Und weil er ganz ausgezeichnet zu winterlichen Gemüsegerichten passt. Die Finca Enguera der Familie Pérez Pardo befindet sich im Hinterland der Stadt Valencia - übrigens ein ausgezeichneter Aufenthaltsort, um den Veganuary mit ein wenig Sonnenschein aufzupeppen. Die Rebsorte Tempranillo bringt dabei urspanische Weinaromen mit: Waldbeeren, Lakritz, durchaus Kraft, aber nie zu schwer. Solo möchte der Wein nicht genossen werden, sondern mit Sinn und Verstand zum Essen. Vegane Patties der dunkleren Sorte, mit Kidneybohnen zum Beispiel, sind als Begleitung ebenso schmackhaft wie alles, was mit Pilzen zu tun hat. Wer noch nie getrockenete Pilze als Saucenzutat ausprobiert hat, jetzt wäre die Gelegenheit dafür!

Veganuary. Veganuary. Veganuary. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich muss den Namen immer erst dreimal leise vorsprechen, bevor ich ihn dann unfallfrei über die Lippen bringe. Dabei ist das, was er beinhaltet, eigentlich ganz einfach: einen Monat lang auf Produkte tierischen Ursprungs zu verzichten. Oder aber zumindest (das wäre eher mein Weg) deren Gebrauch ganz stark zu reflektieren. So ähnlich halte ich es ja auch mit Wein. Es gibt übrigens in der Weinbranche kaum jemanden, der eine Aussage wie »drink less, but better« nicht sofort unterschreiben würde. Verantwortung ist angesagt. Insofern möchte ich euch hier ganz zart unseren Wein empfehlen, einen veganen natürlich - und zwar für den bewussten Genuss.

Was ist ein veganer Wein?

Veganer Wein ist ein Getränk, das ohne den Gebrauch von Produkten tierischen Ursprungs hergestellt wurde. Manche mögen sich jetzt fragen, was bei vergorenem Traubensaft denn tierisch sein kann. Außer dass die Blüten von Bienen bestäubt werden. Auch wenn wir bei der Bienenfrage eine Grundsatzdiskussion anfangen könnten, sind allerdings weder solche Fälle damit gemeint noch andere Insekten, die versehentlich bei der Pflanzenernte mitverarbeitet werden. Vielmehr geht es um das, was bewusst beim Prozess der Weinbereitung eingesetzt wird.

Produkte tierischen Ursprungs werden vor allem zum Klären verwendet. Gepresster Traubenmost ist ja ausnahmslos trüb, voller Pflanzenteilchen, nach der Gärung auch voller Hefepartikel. Um diesen Zustand zu verändern, muss man die größeren und kleineren schwebenden Teilchen entfernen. Idealerweise lässt man dem werdenden Wein so viel Zeit, bis sich die meisten Trubstoffe auf dem Boden angesammelt haben. Dann kann man den oberen, klareren Teil in ein anderes Gefäß abfließen lassen. Das dauert allerdings viele Wochen, weshalb sich diese natürliche Klärung nur bei Weinen lohnt, die man später teurer verkaufen kann.

Um den Wein ein bisschen schneller klären zu können, haben bereits die alten Römer mit Mitteln wie Eiweiß, die Mönche des Mittelalters auch mit Fischblase gearbeitet. In beiden Fällen heften sich die Trubstoffe aufgrund der unterschiedlichen Ladung an das eingesetzte Mittel, und alles zusammen sinkt zu Boden. Heutzutage ist es jedoch kein Problem mehr, auf tierische Produkte zu verzichten. Bentonit, ein tonhaltiges Gestein, hat beispielsweise denselben Effekt wie Eiweiß. Gerbstoffe können statt mit Fischblase genauso mit Erbsenprotein geglättet werden. Am Ende ist übrigens von diesen Mitteln nichts mehr im Wein enthalten, denn was sich am Boden befindet, wird ja nicht mit abgefüllt.

Veganer Rotwein aus Valencia

Unser Wein hat auf sämtliche Produkte tierischen Ursprungs verzichtet und deshalb gut sichtbar das Vegan-Label auf dem Rücketikett stehen. Zusätzlich zu EU-Bio und Carbon Proof, denn die Familie Pérez Pardo dachte sich, wenn man schon achtsam bei der Weinerzeugung vorgeht, kann man das auch umfassend tun.

Der »Finca Enguera Tempranillo« der Familie kommt aus der Anbauregion Valencia, und spontan gefragt gibt es wahrscheinlich wenige Orte, in denen ich lieber den Kalt- undSpätwinter verbringen würde als in der charmanten Stadt an der Mittelmeerküste. Die Rebsorte Tempranillo ist dabei so spanisch, wie es nur sein kann. Sie ergibt meist etwas kräftigere Rote, wie sie am besten zum herzhafteren Essen passen.

Übrigens merkt man auch an einem weiteren Detail, dass die Pérez Pardos sich ihre Gedanken machen. Als ich die Flasche öffnen will, steckt da nämlich ein Korkverschluss, aber keiner, für den man einen Korkenzieher braucht. »Twist. And 'Pop!'« heißt das Modell, das sich ohne Werkzeug herausdrehen lässt. Ja, selbst zartere Fingerchen können so etwas, wir haben es extra ausprobiert.

Wie schmeckt der Finca Enguera Tempranillo?

Waldbeeren, rote und schwarze. Das erschnuppere ich als erstes, nachdem der Rote ins Glas geflossen ist. Diese Fruchtnote zeigt sich auch im Mund, aber es bleibt nicht dabei. Spontan werde ich daran erinnert, weshalb eine spanische Bekannte von mir behauptet, nur solche Rotweine trinken zu können. Sie lassen nämlich auch immer einen Hauch des heißen Südens mitschwingen, die Atmosphäre von Dörfern mit weißen Häusern und langer Siesta. Lakritz spüre ich, Teer, etwas Schlehe, das ist spannend, das ist würzig, das macht Appetit, das verlangt nach Essen.

Wenn man nach klassischen Empfehlungen sucht, zu welchen Gerichten ein solcher Tempranillo passen könnte, kommt immer wieder stereotyp: Fleisch. Grillsteaks, würzige Chorizo, you name it. Weil wir uns aber im Veganuary befinden, probiere ich Speisen dazu aus, die von den Aromen dieses Dunkelwürzige aufnehmen, aber eben nichts mit tierischen Produkten am Hut haben.

Kichererbsen eignen sich zum Beispiel ziemlich gut, weil sie den Geschmack transportieren, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Linsen, Kidneybohnen und Auberginen haben da schon ein bisschen mehr Umami zu bieten, und auch das passt hervorragend. Richtig intensiv wird es mit Pilzen. Frische Steinpilze kann man ja im Winter leider nicht mehr finden, aber Shiitake oder (habe ich erst kürzlich für mich entdeckt) getrocknete Herbsttrompeten in dunkler Rotweinsauce sind ziemlich genial. Dadurch dass unser Wein des Monats recht mild in den Gerbstoffen auftritt, kann man auch gut mit intensiveren Gewürzen arbeiten - ein bisschen Chili, eine fertige Tikka Masala-Paste oder sogar solche Elemente wie Sencha oder Kaffee. Ja, das klingt ein bisschen experimentell - aber wer sagt denn, dass der Veganuary nicht auch der Aufbruch in neue kulinarische Zeiten sein kann...?!

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.