Gaudón Crianza

GAUDÓN CRIANZA

D.O.Ca. Rioja 2019/ EU-Bio, Demeter, Spanien

Schwarzkirsche, Zeder, Gewürznelke

strukturiert, dunkel, nobel

Perlhuhn, Waldpilze, Schmorgemüse aus dem Römertopf

Der »Gaudón Crianza« von Francisco Ruiz ist ein Rotwein aus der Rioja, Spaniens berühmtestem Weinbaugebiet. Die heimischen Rebsorten Tempranillo und Garnacha transportieren dunkle Fruchtnoten, während der Ausbau im kleinen Holzfass für Struktur und edle Tiefe sorgt. Klassische Kombinationen mit Rioja-Weinen besitzen immer eine leicht röstig-wilde Komponente. Das können Wildschwein oder Perlhuhn sein, aber ebenso gut Gemüsesorten mit einer dunkleren Seite. Getrocknete Waldpilze in Rotweinsauce kommen dabei ebenso in Frage wie gebackener und leicht angegrillter Kürbis. In jedem Fall belohnt die »Gaudón Crianza« auch ambitioniertere Kochversuche - ein echter Homecooking-Champion!

Gaudón Crianza - der rote Spanier für die Festlichkeit

Damit es das Schicksal ein wenig leichter hat, die festliche Stimmung in alle Lebensbereiche zu übertragen, geben wir ihm einen kleinen Hinweis mit auf den Weg. Es handelt sich dabei um unseren Wein des Monats, derGaudón Crianza, einen Rotwein aus Spanien. Und versprochen, das ist ein Wein, der »Festlichkeit« eigentlich ganz dick auf dem Etikett stehen haben müsste. Zum Glück hat er das in Wirklichkeit nicht, sondern stattdessen einen Vogel aus seiner Heimat, den »Alcaudón«. Die Heimat von Vogel und Wein ist das spanische Weinbaugebiet schlechthin, die Rioja.

Von den 5,2 Millionen deutschen Urlauber*innen, die im letzten Jahr Spanien besucht haben, dürfte allerdings nur ein winziger Teil in der Rioja gewesen sein. Verantwortlich dafür ist nicht etwa die Unattraktivität der Region, ganz und gar nicht, sondern die Lage fern von Meeresstränden und Metropolen. Am besten erreicht man die Rioja von Norden, vom atlantischen Bilbao aus. Dabei durchquert man innerhalb einer guten Stunde Autofahrt mehrere Vegetationszonen, ein ungemein spannendes Erlebnis. Los geht es am oftmals wolkenverhangenen Atlantik, dann durch ein erst grünes und später felsiges Bergland - und schließlich liegt das weite, sonnige Tal des Rio Ebro vor einem.

Den Weinreben gefällt es ideal hier. Das Gebirge im Norden hält allzu kühle Atlantikluft fern, es ist warm und trocken, aber eben noch nicht heiß und wüstenhaft wie weiter im Süden. Kein Wunder also, dass hier nicht nur die Römer, sondern unglaublicherweise bereits die Phönizier vor über 3.000 Jahren Wein bereitet haben. Die Lage am Jakobsweg brachte später zusätzliche Vorteile mit sich, denn die Pilger*innen berichteten nach ihrer Rückkehr von den guten Weinen, die sie dort genossen hatten.

Zwei Rebsorten, die sich mögen

Aber wir wollen nicht zu sehr in die Historie abschweifen, denn vor uns steht ja ein Roter aus dem Hier und Jetzt. Die »Gaudón Crianza« besteht aus zwei Rebsorten, die eine Art Traumpaar spanischer Rotweine darstellen, Tempranillo und Garnacha. Tempranillo wächst vor allem im trockenheißen Hochland und liefert dunkle Beerenaromen, Garnacha gedeiht hingegen auch im Hinterland des Mittelmeers und ist für kirschige, geschmeidige Weine bekannt. Klingt nach einer guten Kombination? Das ist es auch.

Verantwortlich dafür sind Francisco und Beatriz. Francisco Ruiz ist Winzer und hatte im Jahr 1998 seinen Traum von einer eigenen Bodega verwirklicht, der ersten Bio-zertifizierten in der ganzen Region. Auch bei der Demeter-Zertifizierung vor wenigen Jahren war er Vorreiter. Beatriz Izquierdo hingegen achtet als Önologin im Keller darauf, dass sich der Charakter von Trauben und Landschaft möglichst lebendig im Wein widerspiegelt. Eine kleine »Beeinflussung« nehmen die beiden jedoch vor, und das kann man an der Bezeichnung »Crianza« erkennen. »Crianza« bedeutet nach den Bestimmungen der Region, dass der Wein mindestens ein Jahr lang in einem Eichenholzfass zugebracht hat und erst im dritten Jahr nach der Ernte auf den Markt kommen darf. Warum das Ganze? Weil das Holz nicht nur eigene feine Aromen abgibt, sondern auch die Weinwerdung positiv beeinflusst. Der Wein kann durch die Poren des Holzes »atmen«, wird dadurch runder und komplexer - und braucht dafür seine Zeit.

Wie schmeckt der Gaudón Crianza?

Zunächst einmal sieht die »Gaudón Crianza« schon gut aus in ihrem rubinroten Gewand. Beim Schnuppern erkennt man dann die drei verschiedenen Komponenten: leichte Zedernholznoten, die Brombeere vom Tempranillo und die weiche Wärme von der Garnacha. Nach dem ersten Schluck muss ich spontan sagen, jawoll, damit macht man zum Fest auch die anspruchsvollen Schwiegereltern glücklich. Der Ausbau im Eichenfass bringt eine edle Note mit hinein, etwas Gewürznelke, auch etwas leicht Rauchiges. Ich schmecke dazu noch Schwarzkirsche, ein bisschen Süßholz, aber alles ist wunderbar rund und lebendig.

Allerdings sollte man etwas dazu essen. Fragt sich nur, was. Ich blättere in einem alteingesessenen kulinarischen Führer und bekomme vorgeschlagen, »Steak and Kidney Pie«. Gut, der Autor ist Engländer, das erklärt einiges. Als weitere ultraklassische Begleitspeisen gelten auch Wildschwein oder Perlhuhn. Das Prinzip dabei ist, dass das Essen eine gewisse Dichte und vielleicht auch eine röstige, leicht wilde Note haben sollte. Diese bekommt man logischerweise auch auf vegetarische oder vegane Weise hin. Hokkaidokürbis, im Ofen gebacken und angegrillt, besitzt zum Beispiel besonders am Rand diese Geschmackskomponente. Auch Wirsing und Grünkohl können so etwas, ebenso wie Rote Bete oder lange geschmorte ganze Mohrrüben. Mein Opa schwor bei solchen Gelegenheiten immer auf den Römertopf.

Ein Tipp zum Schluss, der mich vor kurzem in einem Gasthaus sehr begeistert hat: Getrocknete Waldpilze, die nicht als Gemüse, sondern als Würzzutat in einer dunklen Sauce gekocht werden. Dabei kann man natürlich den »Gaudón Crianza« schon für die Sauce verwenden.

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.