Grillo Sicilia Mont'Albano

GRILLO SICILIA MONT'ALBANO

Sizilien/Italien

Zitrone, Birne, grüne Walnuss

frisch, trocken, feinfruchtig

Artischocken, gefüllte Kürbisblüten, Bohnenpüree mit Fenchel

Grillo heißt eigentlich »Grille«, bezeichnet im sizilianischen Dialekt jedoch auch die Traubenkerne. Gar nicht kernbitter, sondern vielmehr feinfruchtig und frisch kommt der Grillo Sicilia Mont'Albano aus der gleichnamigen Rebsorte daher. Weil die Grillo-Trauben recht sonnenempfindlich sind, lässt man sie gern im Schatten der Blätter wachsen und erntet dann früh. Als Ur-Sizilianer passt der Grillo zu allem, was die mediterrane Gemüseküche bereithält. Wer ein wenig über Brokkoli und Rucola hinausgehen möchte, kann sich auch an gefüllten Kürbis- und Zucchiniblüten versuchen. Besonderer Tipp: »Bruschetta al Maccu« aus pürierten dicken Bohnen und Fenchel.

Meistens liegt man bei dem Versuch ziemlich daneben, ein Wort aus einer anderen Sprache einfach aufgrund des Klangs ins Deutsche übersetzen zu wollen. Ein englischer boot ist eben kein Boot, sondern ein Stiefel, eine französische folie eben keine Folie, sondern eine Verrücktheit. So ähnlich verhält es sich auch mit dem Grillo, der süditalienischen Rebsorte, aus der unser Wein des Monats August bereitet wurde.

Zwar bedeutet Grillo im Italienischen tatsächlich »Grille«, was mich schon die Triumph-Fanfare vorbereiten ließ. Aber Grillo ist auch die sizilianische Dialektbezeichnung für Kerne. Traubenkerne, um genauer zu sein, und genau die sind hier gemeint. Keine Grille also und erst recht kein Grill. Von derart kernreichen Sorten wusste übrigens bereits der Naturwissenschaftler Pietro de' Crescenzi vor über 700 Jahren zu berichten, dass sie »schrecklich zu essen, aber gut für's Weinmachen« seien. Der Grillo ist also im Weinregal definitiv besser aufgehoben als in der Obsttheke.

Grillo - 100% Sizilien

Neue Untersuchungen haben herausgefunden, dass Grillo eine zufällige Kreuzung zweier anderer sizilianischer Rebsorten ist, also ein reines Kind der Insel. Interessanterweise wird er auch fast nirgends anders angepflanzt, obwohl er in den letzten Jahren große Erfolge feiern konnte. Letztere hängen vielleicht nicht ganz zufällig mit den Eigenschaften der Rebsorte zusammen. Oder vielmehr mit dem, was Winzerinnen und Winzer daraus machen. Anders nämlich als bei vielen anderen weißen Rebsorten des Südens sind Grillo-Weine nie üppig und schwer. Wie kann das sein?

Das liegt daran, dass Grillo trotz seiner Herkunft die Sonne eigentlich gar nicht gut vertragen kann. Er bekommt leicht Sonnenbrand auf den Beerenschalen, das ist übrigens ein korrekter technischer Begriff im Weinbau. Um das zu verhindern, müssen die Trauben am besten im Schatten der Blätter hängen bleiben, und die Ernte ist relativ früh. Dadurch bleiben die Aromen im fruchtigen Bereich.

Grillo Sicilia von Mont'Albano

Der Grillo zeigt dann auch genau das, wofür er bekannt geworden ist: Frucht und Frische. In der Nase gibt es da Noten nach Zitronenzeste, nach Birne und Kräutern. Im Mund kommt sofort eine knackige Säure, viel zitrische Frische und ein Ton nach grüner Walnuss. Der Grillo ist komplett trocken, und weil er keinen Zucker mitschleppt, ist die Auswahl der begleitenden Speisen umso höher. Denn essen sollte man schon etwas dazu, wir sind schließlich in Italien!

Pizza geht da natürlich immer, vielleicht im eher sommerlichen Gewand mit Oliven und Rucola. Ohnehin funktionieren Gemüsegerichte gut, sei es mit grünem Spargel, Artischocken, wilden Karden gar oder gefüllten Kürbisblüten. Eines der ältesten sizilianischen Gerichte überhaupt ist der »Maccu di San Giuseppe«, dessen Grundrezept noch aus der Antike stammt. Das ist ein Püree aus dicken Bohnen (»Saubohnen« heißen sie auch mancherorts) und ausgewählten anderen Hülsenfrüchten mit Fenchel, Zwiebel und getrockneten Tomaten. Einweichen, kochen, stampfen, ein bisschen Zeit sollte man schon mitbringen. Aber verfeinert mit ein paar Tropfen Olivenöl und frischem Brot ist das einfach ur-sizilianisch. Und dazu zirpt der Grillo.

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.