Marabelle Sangiovese-Primitivo

MARABELLE SANGIOVESE-PRIMITIVO

Terre di Chieti IGT

rote Beeren und getrocknete Kräuter

saftig, südlich, sanft

verträgt auch süßeres und schärferes Essen

Aus der Region Abruzzen in Mittelitalien stammt der Marabelle der Kellerei Fabulas. Mit Sangiovese und Primitivo vereint er zwei uritalienische Rebsorten miteinander. Nicht völlig trocken, hüllt er seine kirschigen und brombeerigen Aromen in ein samtiges Gewand. Der Marabelle passt dadurch nicht nur zur Pizza, sondern auch zu Gerichten mit leichter Süße und feiner Schärfe. Spareribs, Rauch-Seitan, sogar Hefegebäck, die Elster (denn Marabelle ist ihr italienischer Spitzname) weiß sich vielseitig anzupassen.

Vor ein paar Jahren war ich das erste Mal im Spätwinter in Italien. Obwohl noch keine frischen Blätter an den Bäumen wuchsen, war alles schon unglaublich grün. Auf den Feldern wurde Frühgemüse geerntet, auf den Wiesen blühten die Blumen, und die Vögel sangen. Gut, nicht alle, manche krächzten eher. Die Marabelle zum Beispiel, auf Deutsch die Marmorierte. Gemeint ist damit die Elster, die in Italien unter diesem schönen Spitznamen bekannt ist.

Marabelle heißt auch die Weinlinie der Kellerei Fabulas aus den Abruzzen. Ja genau, Abruzzen. Aber wächst denn dort überhaupt Wein? Die Abruzzen sind ja in erster Linie als Wandergebiet bekannt mit teilweise schneebedeckten Bergen. Nein, im Hochgebirge gibt es dann doch keine Rebstöcke. Aber die Region Abruzzen reicht immerhin bis ans Mittelmeer und mit ihr das Herkunftsgebiet Terre di Chieti. Aus dieser abwechslungsreichen Landschaft zwischen Meer, Bergen, Städtchen auf Hügeln und Olivenhainen stammt der Marabelle.

Was steckt im Marabelle?

Sangiovese und Primitivo, so heißen die beiden Rebsorten, die für den Marabelle verwendet werden. Beides sind uralte italienische Varietäten, bringen allerdings allein für sich ganz unterschiedliche Weine hervor. Sangiovese ist die große rote Rebsorte der Toskana. Hier ist sie für weltberühmte Weine wie den Chianti oder den Brunello del Montalcino verantwortlich. Sangiovese besitzt häufig leicht kirschige Aromen und eine herzhafte Säure.

Die andere Hälfte des Marabelle macht die Rebsorte Primitivo aus. Sie kommt ganz vom Absatz des Stiefels aus Apulien. Dabei hat sie überhaupt nichts Primitives an sich. Den Namen erhielt sie nämlich erst im 18. Jahrhundert, weil sie sich für süditalienische Verhältnisse primativ verhielt, also früh reifte. Auch ansonsten handelt es sich um ein illustres Gewächs. Neuere Forschungen haben nämlich herausgefunden, dass der Primitivo dieselbe Rebsorte ist wie der kalifornische Zinfandel und der kroatische Tribidrag. Auswanderer hatten sie mitgenommen in die Neue Welt. Überall, wo der Primitivo angepflanzt wird, bringt er warmwürzige und recht kräftige Weine hervor.

Von Schärfe bis Süße - was alles zum Wein des Monats schmeckt

Der Marabelle Sangiovese-Primitivo von Fabulas verbindet die Eigenschaften der beiden Rebsorten miteinander. Im Glas leuchtet ein schönes Purpurrot mit bläulichen Anklängen. In der Nase erschnuppere ich dunkle Beeren und würzige Kräuter. Das ist wirklich der Süden. Im Mund setzt sich diese leicht forsche Brombeere fort, gepaart mit der Kirschigkeit vom Sangiovese. Der Marabelle wirkt samtig und milder als gedacht, vermutlich weil er nicht ganz knochentrocken ist.

Dadurch eignet er sich für die Begleitung von Gemüse, das ebenfalls diese minimale Süße in sich trägt, Petersilienwurzel zum Beispiel. Ideale Kombinationen wären auch Spareribs mit leicht karamellisierter Oberfläche oder ein rauchiger Seitan-Braten. Vor peperoncinihafter Schärfe fürchtet sich ein solcher Wein ebenfalls keineswegs. Sogar süßes Gebäck mit Puderzucker funktioniert - wie die Castagnole, die ich auf einem italienischen Markt gefunden habe. Klingt ungewöhnlich, ist einen Versuch aber definitiv wert.

So viele sehr unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten, das ist tatsächlich überraschend. Aber zeichnet sich nicht auch die Elster durch Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit aus?

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.