Mirasoles Monastrell

Steckbrief:

MIRASOLES MONASTRELL

Jumilla, Spanien

Himbeere, Cranberry, Rosine

kraftvoll, würzig, reif

Karamellisierter Ochsenschwanz, Grünkohl mit wildem Reis, Gebratener Topinambur mit Knoblauch und Olivenöl

Der Mirasoles Monastrell stammt aus dem Hinterland der spanischen Mittelmeerküste. In der Region Jumilla wurde seit einiger Zeit die uralte einheimische Rebsorte Monastrell wieder zum Leben erweckt. Pablo, Spross der bekannten Winzerfamilie Parra Jiménez, orientiert sich dabei zwar an alten Vorbildern, setzt aber seine Weine biodynamisch und vegan auf die aktuelle Spur. Sein Mirasoles war unser Wein des Monats Februar 2023, ein kraftvoller und wunderbar reifer Roter, mit dem sich Kälte und Dunkelheit erfolgreich vertreiben lassen. Himbeerige und fein rosinierte Noten locken die Sonne herein und passen zu allem, was rauchig, röstig oder gar leicht süß daherkommt. Gegrillte Auberginen, brauner Reis, Grünkohl und Knollen wie Petersilienwurzel oder Topinambur bringen dafür die besten Voraussetzungen mit.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir viele Freunde unter den mitlesenden Eisheiligen und Schneeprinzessinnen mache. Aber der Winter ist irgendwie so gar nicht meine Jahreszeit. Nass, dunkel und kalt - nein, das bereitet kein Vergnügen. Unser Wein des Monats Februar 2023 weckt da zum Glück ganz andere Assoziationen. Obwohl er bei genauer Betrachtung ebenfalls faktisch nass, dunkel und kalt ist. Aber geschmacklich bringt der Mirasoles Monastrell aus dem spanischen Jumilla eindeutig die Sonne mit.

Wo liegt Jumilla?

Jumilla ist eine Kleinstadt im Hinterland der spanischen Mittelmeerküste am Beginn des Hochlands von Kastilien. Offenbar gefiel es bereits den sehr frühen Menschen hier, denn erste Besiedlungsspuren stammen aus der Altsteinzeit vor unglaublichen 450.000 Jahren. Vom Burgberg aus bietet sich ein weiter Blick über das Land. Man sieht die Altstadt, dann eine weite Ebene mit abwechselnd roter und fast weißer Erde, Felder, Olivenbäume, vereinzelte Weinberge und am Horizont ringsherum Berge. Dünn besiedelt ist die Gegend, bis zur Provinzhauptstadt Murcia sind es über 70 Kilometer.

Diese Abgelegenheit bringt mit sich, dass man in Jumilla seit jeher vom Anbau landwirtschaftlicher Produkte lebt. Platz gibt es genug, und so wurden über viele Jahre vornehmlich einfache Weine hergestellt und als Fassware verkauft. Dann kamen die 1990er Jahre und damit die Zeit des großen Aufbruchs in Spanien. Auch in Jumilla realisierte man, dass es ja eine einheimische Rebsorte gibt, den Monastrell, aus dem man bei entsprechend guter Pflege wunderbar kräftige und gleichzeitig saftige Weine bereiten kann.

Das dachte sich auch Pablo Parra, Spross der bekannten Biowein-Pionierfamilie Parra Jiménez aus der benachbarten Mancha. Kurzentschlossen kauften die Parras Land in Jumilla, auf dem schon seit Römerzeiten Wein angebaut wird. Nach der Bio-Zertifikation wird jetzt alles auf biodynamischen Weinbau umgestellt.

Mirasoles Monastrell - der Rote aus Spanien

»Die Natur ist weise«, schreibt Pablo auf dem Etikett des Mirasoles Monastrell, »in ihren Formen, Linien und Farben liegt der Ursprung von allem.« Das ist doch sehr schön ausgedrückt. Der Wein selbst fließt in einem leuchtenden Rubinrot ins Glas, transparenter als erwartet. In der Nase kann man schon die Frucht spüren - und die Reife. Himbeere gibt es, dazu einen Touch rote Johannisbeere und Cranberry. Jammy und Yummy!

Tatsächlich schmeckt der Mirasoles Monastrell auch richtig fruchtig reif, wirkt aber nicht zu matt. Die schöne Fruchtsäure, die sich in den kühlen Nächten erhalten hat, erhält nämlich den Wein lebendig. Wenn man den Mirasoles im Mund ein wenig nachklingen lässt, kommt noch ein anderes Aroma zum Vorschein. Ein bisschen wirkt es wie Trockenfrüchte, wie ein Hauch von Rosine. Und dieser Eindruck täuscht nicht. Ein Teil der Trauben war bei der Ernte schon leicht eingetrocknet, also rosiniert. Das bringt dieses Süßegefühl mit hinein, obwohl der Wein in Wirklichkeit trocken ist. Viele Menschen in Deutschland lieben momentan diesen Stil.

Was schmeckt zum Wein des Monats Februar?

Die samtige Fruchtigkeit, der feine Rosinenton, die Kraft der Reife - das sind Elemente, von denen man wegen ihrer Intensität denken könnte, dass sie nicht so leicht zu kombinieren sind. Und ja, so etwas wie Kabeljau mit Pellkartoffeln wäre tatsächlich nicht ganz passend. Aber in der Praxis gibt es etliche Möglichkeiten, den Mirasoles Monastrell auf dem Tisch zu präsentieren.

Alles, was mit Röstnoten daherkommt, eignet sich zum Beispiel vorzüglich. Das kann so klassisch sein wie Roastbeef, aber auch etwas, das diesen Räuchertouch quasi in sich trägt. Grünkohl zum Beispiel, ohnehin ein ideales Wintergemüse. Auch bei braunem Reis mit seiner Kombination von röstigen und erdigen Noten oder - da passt auch die Herkunftsregion - gegrillten Auberginen in Olivenöl zeigt sich der Mirasoles Monastrell als sehr dankbarer Begleiter. Aufgrund seiner Reife verträgt der Wein auch einen leichten Anflug von Süße im Essen. Petersilienwurzeln oder Topinambur besitzen das von allein. Ansonsten kann man dem auch bei der Zubereitung nachhelfen und beispielsweise Zwiebeln karamellisieren.

Ein wortwörtlich heißer Tipp zum Abschluss. Wer nach den Rauhnächten immer noch Räucherwaren wie Frauenmantel oder Kiefernharz übrig hat: Einfach ein kleines Glas sonnigen Monastrell trinken, während der Rauch aufsteigt. Damit wird der Winter gleich doppelt vertrieben.

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.