Montmija Signature
Steckbrief:
MONTMIJA SIGNATURE
Languedoc, Frankreich
Brombeere, Pfefferwürze, Rosmarin
südlich, beerig, strukturiert
Ratatouille mit Hartweizengrieß, rotes Grillfleisch in Kräutermarinade, Fougasse mit schwarzen Oliven
Der »Montmija Signature« ist ein südfranzösischer Rotwein aus dem wilden Bergland der Corbières. Claude Vialade führt dort die Familientradition fort, was in diesem Fall bedeutet: seit fast 50 Jahren Bioanbau. Ihre Cuvée besteht aus vier einheimischen Rebsorten mit Syrah an der Spitze, die sich ideal ergänzen. Das Resultat ist ein würzig-saftiger Wein, der gleichzeitig blaubeerige Noten und aromatische Kräuter schmecken lässt. Die Cuvée in der Flasche passt wunderbar zu einer Cuvée im Topf, einer Ratatouille zum Beispiel mit verschiedenen geschmorten Gemüsesorten. Schwarze Oliven eignen sich ebenso als Begleitung wie ein milder Hartkäse zum Abschluss der Mahlzeit. Eine noch bessere Ergänzung wäre allerdings ein Besuch der Heimatregion des Montmija - es lohnt sich sehr!
Die Corbières - ein dünn besiedeltes, sehr ursprüngliches und unglaublich mediterranes Bergland im Süden Frankreichs. Meine erste Begegnung mit dieser Region stammt aus einer Zeit, in der meine Freundin und ich mit einem kleinen Zelt dort unterwegs waren. Fast mag das noch im vergangenen Jahrtausend gewesen sein. In einem kleinen Dorf ohne Campingmöglichkeiten entschlossen wir uns, stattdessen bei einer jungen Winzerin unterzukommen, die das Erdgeschoss ihres Großelternhauses vermietete. Eine dunkle Behausung war das, gebaut für heiße Sommer. Im Keller nebenan roch es nach Wein, und einmal kam ein Skorpion über die Schwelle zur ebenerdigen Küche hereinspaziert.
Die Corbières - Südfrankreich zum Quadrat
Was ich aber nie vergessen werde, das sind die Abendspaziergänge. Nach ein paar Metern war man mitten in der Landschaft. Der Weg zog sich einsam zwischen Weinfeldern und Olivenhainen ins Gebirge hinein. Hier oben ging immer ein leichtes Lüftchen, die Zikaden zirpten, man konnte die aromatischen Kräuter förmlich riechen und der Sonne beim Untergehen zuschauen. Auf einem halb verwilderten Weinfeld, an dem wir immer vorbeikamen, stand ein Schild, »à louer«, zu vermieten oder vielmehr zu verpachten. Was wäre wohl, dachte ich mir, wenn wir die Parzelle pachten und einfach hierbleiben würden?
Daran musste ich wieder denken, als ich kürzlich auf der Millésime Bio in Montpellier war, der weltgrößten Bio-Weinmesse. Unter den vielen Weingütern der Region, die dort ihre Produkte vorstellten, war nämlich auch unsere damalige Unterkunft - und gleich daneben die Domaines Auriol mit Winzerin Claude Vialade, im wirklichen Leben drei Dörfer weiter zu Hause. Letztere ist zuständig für den Wein des Monats März, einen klassischen südfranzösischen Rotwein. Die Vialades sind dabei absolute Pioniere der Biobewegung. Schon in den 1970er Jahren experimentierte Claudes Vater Jean mit einem naturschonenden Ansatz und ließ sein Weingut vor fast 40 Jahren - sobald dies möglich war - biologisch zertifizieren.
Montmija Signature
»Montmija« - das ist der Name für die Weine, die Claude Vialade rings um das Heimatdorf Ribaute erzeugt. Und unser Wein des Monats, die »Signature«, bezeichnet die traditionelle Cuvée aus den besten Trauben. Aus was besteht aber so eine traditionelle Cuvée des französischen Südens? Vier Rebsorten hat Claude Vialade miteinander kombiniert, die jeweils eine bestimmte Aufgabe besitzen. Syrah mit dem größten Anteil sorgt für Beerenfrucht und feine Säure. Grenache ist für Volumen und leicht pfeffrige Würze zuständig. Carignan wiederum verleiht dem Wein Struktur und Kräuternoten. Schließlich fehlt noch ein kleiner Teil Mourvèdre für die Langlebigkeit. Letzteres müssen wir allerdings nicht auf die Probe stellen, denn wir machen die Flasche jetzt gleich auf.
Das Etikett des »Montmija Signature« lässt mein Geographenherz höherschlagen. Abgedruckt ist nämlich eine alte Karte mit dem Ort Ribaute in der Mitte, dem Fluss Orbieu und den unterschiedlich genutzten Flächen. Ganz am Rand befinden sich die Friches, das Ödland, wie hier die Gegend der Kräuter, Steine und Bienen bezeichnet wird.
Im Glas erschnuppere ich eine recht dunkle Beerenfrucht, dazu etwas Unterholz und Kräuter der Garrigue. Obwohl der Wein kräftig erscheint, ist von überkochten oder alkoholischen Noten nichts zu spüren. Im Mund gibt es eine fast blaubeerige Ader, das ist von der Syrah. Viel Würze kommt dazu, durchaus Power und jung wirkende Gerbstoffe. Das sind Polyphenole, die konservieren den Wein genauso wie uns selbst. Spannend, wie sich so eine Cuvée zu etwas entwickeln kann, das mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Noch schöner weil harmonischer wird der »Montmija Signature«, wenn man ihn ein paar Stunden früher öffnet und ein wenig atmen lässt.
Was passt zum Montmija Signature?
Der »Montmija Signature« gibt sich ganz ähnlich wie die Landschaft, in der er gewachsen ist. Südlich ist der Wein, beerenfruchtig, aber auch ein ganz klein wenig wild, mit aromatischen Kräutern und leicht pelzigen Gerbstoffen. Ganz klar: Das ist kein Wein, den man zum Apéritif solo trinkt, sondern einer, der auf dem Tisch stehen möchte, um Speisen zu begleiten.
Wie eigentlich immer gilt auch hier die Regel, dass lokale Speisen gut zu lokalen Weinen passen. Was isst man also in den Corbières? Wild natürlich, das würde auch sehr gut passen, kommt allerdings nicht allzu häufig auf den Tisch. Schwarze Oliven sind definitiv eine erstklassige Begleitung, gern eingebacken in eine Fougasse, die südfranzösische Version der italienischen Focaccia. Ganz klassisch ist natürlich die Ratatouille, also Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Tomaten, Paprikaschoten und Knoblauch, gedünstet in Olivenöl. Ob man dazu jetzt rotes Fleisch reicht oder sich auf Reis oder Hartweizengrieß konzentriert, ist eine persönliche Entscheidung.
Bleibt die Käsefrage. Es heißt ja allgemein, Wein und Käse würden wunderbar miteinander harmonieren. Allerdings ist die Käsewelt noch komplexer als die Weinwelt, und Blauschimmelkäse würde zum »Montmija Signature« fürchterlich blechern schmecken. Wunderbar hingegen machen sich härtere Käsesorten, die nicht allzu viel Eigenaroma mitbringen, Gouda zum Beispiel oder Gruyère.
Völlig unabhängig davon lohnt jedoch vor allem eine Sache: der Besuch der Corbières selbst. Vielleicht im nächsten Frühherbst?
Über den Autor Matthias Neske
Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.
Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.