Stefan J. Schmitzer Rosé

Trinken Sie gern Rosé? Falls ja, sind Sie bei unserem Wein des Monats August gut aufgehoben. Und Sie sind auch nicht allein. Rosé ist nämlich in den letzten Jahren gemeinsam mit Schaumwein die Weinkategorie mit den höchsten Zuwachsraten. Warum könnte das so sein? Warum lieben so viele Menschen dieses pinkfarbene Getränk?

Alle lieben Rosé

Der erste Grund dafür liegt tatsächlich in der Farbe. Je nach Ausgabe kräftig oder zart, besitzt Rosé immer dieses Leuchten. Nicht umsonst gibt es ja den Spruch von der rosaroten Brille, um Dinge in einem positiveren Licht zu sehen. Offenbar verbinden Menschen mit einer solchen Farbe psychologisch eine gute Zeit. Ich habe sogar schon Läden gesehen, bei denen die Roséweine von hinten ausgeleuchtet wurden, um noch attraktiver zu wirken. Auf Dauer schadet helles Licht den Weinen natürlich - aber Rosé ist halt schnell verkauft.

Das zweite Argument pro Rosé hat ebenso einen psychologischen Hintergrund. Rosé ist besonders in der Provence berühmt geworden und dort mittlerweile das wichtigste Exportprodukt. Wir alle verbinden mit der Provence zirpende Zikaden, Olivenbäume, duftende Lavendelfelder, gutes Essen und ein bisschen Urlaubsluxus. Genau dieses Gefühl transportiert der Rosé auch.

Das dritte Argument gilt dem Charakter des Roséweins. Befragungen haben herausgefunden, dass Rosé gegenüber Rotwein als leichter wahrgenommen wird, gegenüber Weißwein als weniger säurelastig. Auch wenn das von den Analysewerten her gelegentlich nicht stimmen mag, suggeriert Rosé eine größere »Bekömmlichkeit« (den Begriff selbst darf man im Zusammenhang mit Alkohol allerdings nicht verwenden).

Und es gibt noch ein viertes Argument. Es heißt »Vielseitigkeit«. Wein hat ja manchmal etwas von einer Geheimwissenschaft mit einer unendlich großen Zahl an Regeln. Welchen Wein »darf« man beispielsweise zu welchem Essen ordern, ohne sich als Anfänger*in zu outen? Zum Glück lässt die Etikette zunehmend nach, aber Rosé macht es einem in der Hinsicht auch leicht. Rosé passt nämlich zu Fleisch wie zu Fisch, zu Gemüse wie zu Gebäck. Und wenn man sich ein Fläschchen teilt am Tisch, ist Rosé fast immer der beste gemeinsame Nenner.

Rosé von Stefan J. Schmitzer

Nach diesen langen Auslassungen über den Charakter des Roséweins an sich kommen wir jetzt endlich zu unserem Wein. Er besitzt nämlich all die Eigenschaften, die Rosé so beliebt machen. Da wäre zum einen das Argument der Leichtigkeit. 2022, aus diesem Jahrgang stammt der Wein, war ein heißes Jahr. Trotzdem ist es Stefan J. Schmitzer aus der Pfalz gelungen, einen trockenen Rosé mit lediglich 12 vol% Alkohol zu produzieren. Das zweite Argument gilt der Farbe. Jene ist etwas kräftiger, als ihr das von einem Provence-Rosé gewohnt seid, aber das ist alles andere als ein Fehler. Saft und Beerenschalen sind einfach ein bisschen länger zusammen gewesen. Da viele Aromen in und an den Schalen stecken, macht sich das geschmacklich positiv bemerkbar.

Aber wie schmeckt er denn jetzt genau? Der Schmitzer-Rosé perlt direkt nach dem Öffnen ganz leicht, was das Frischegefühl erhöht. Das Perlen liegt an einer Nuance Kohlensäure, die noch im Wein gebunden ist. In der nächsten Sekunde merkt man allerdings schon die große Saftigkeit. Das schmeckt nach frischen Walderdbeeren, nach Hagebuttengelee, auch ein bisschen nach Gartenkräutern und pfeffriger Würze. Dazu ist die Fruchtsäure nicht etwa spitz, sondern reif und mild. Ein kleines bisschen spürt man die Gerbstoffe aus den Beerenschalen, aber nur so viel, um den Appetit anzuregen.

Was passt zum Rosé Stefan J. Schmitzer

Unseren Rosé kann man selbstverständlich hervorragend solo auf der Terrasse oder als Party-Mitbringsel trinken, aber Wein zum Essen ist natürlich die eigentliche Königsdisziplin.

Ein Gericht, das als Begleitung zu trockenem Rosé praktisch nie schiefgehen kann, ist der Wassermelonen-Feta-Salat. Gut, das war schon vor zwei Jahren der Renner, aber vielleicht haben Sie in diesem Sommer ja noch keinen gegessen. Hackbällchen mit und Falafel ohne Fleisch sind ebenfalls ideale Rosé-Speisen. Probieren Sie doch einmal drei verschiedene Würzungen davon aus, vielleicht einmal etwas kühler mit Minze, einmal schärfer mit ein bisschen Harissa und einmal Far East-mäßig mit Fünf-Gewürze-Pulver. Sollte Ihnen Letzteres zu weihnachtlich vorkommen, funktioniert sogar die »gelbe« Variante mit Kurkuma, Kreuzkümmel und Ingwer. Dazu ein frisches Brot, egal ob Naan, Pita oder arabisch - fertig ist der Sommerschmaus.

Bei so viel südlichem Ausdruck vergisst man fast, dass der Rosé gar nicht aus Südfrankreich, sondern aus der Südpfalz stammt. Wer dort im Frühjahr allerdings schon einmal die blühenden Mandelbäume gesehen hat, wird verstehen, warum der kulturelle Unterschied gar nicht so groß ist...

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.