Stellar Organics Merlot

STELLAR ORGANICS MERLOT

Western Cape, Südafrika

Brombeere, schwarze Johannisbeere, Lorbeer

würzig, herbstlich, Waldfeeling

Wild mit Wacholdersauce, Patties mit Kidneybohnen und Roter Bete, frische Maronen aus dem Wald

Unser Wein des Monats Oktober, der Stellar Organics Merlot, kommt aus Südafrika, und zwar vom Olifants River etwa 300 km nördlich von Kapstadt. Er vereint guten Geschmack und gutes Tun, denn das Weingut ist nicht nur bio-, sondern auch Fair for Life-zertifiziert. Unter anderem gibt es bei Stellar ausschließlich festangestellte Arbeiter*innen, Schulbildung für die Kinder und ein Gesundheitsmobil, das die einzelnen Farmen abfährt. Geschmacklich bringt der Rote vom Kap den Frühherbst ins Haus. Brombeeren, dazu Noten nach Lorbeer und Wacholder, fruchtig und würzig gleichzeitig. Zu einem solchen Wein passen klassische Herbstgerichte mit Wild, Pilzen und dunklen Saucen. Aber auch vegane Patties mit Kidneybohnen oder Roter Bete finden hier den richtigen Begleiter. Ein bisschen Pepp (nur nicht allzu scharf) bringt Garam Masala-Paste dazu.

Diesmal ist unser Wein ein ganz besonderer. Vor allem wegen seines Hintergrunds, weshalb ich darauf stärker eingehen möchte als sonst. Der Stellar Organics Merlot kommt nämlich aus Südafrika.

Südafrika - für die einen ist das der Überwinterungstraum am Kap, schicke Locations, Blick aufs Meer, Sonne, Pool und Happiness. Für die anderen hat Südafrika auch 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid immer noch enorme soziale Probleme, Armut, Gewalt, Ungerechtigkeit. Und die Dritten wiederum sagen, naja, der CO2-Fußabdruck wird bei einer Flasche Überseewein sicher nicht gerade gering sein. Dass wir uns mit solchen Fragen überhaupt auseinandersetzen, ist ein bisschen bio-typisch - und einer der Gründe, weshalb ich diese Kolumne so gern schreibe. Wie heißt es so schön auf Englisch? Consciousness. Es ist wichtig und toll, im Leben Spaß zu haben - aber möglichst nicht auf Kosten anderer.

Stellar Organics - fair wirtschaften in Südafrika

Die Stellar Winery liegt etwa 300 km nördlich von Kapstadt in einer Region namens Olifants River. Der gleichnamige Fluss ist die Lebensader für die wüstenhafte Küstenlandschaft. Hier baut das Mutterunternehmen Stellar Organics nicht nur Trauben an, sondern auch eine Vielzahl von Gemüsesorten und Früchten wie Kürbis, Süßkartoffeln, Melonen, Kohl oder Bohnen. Und zwar alles nicht nur bio-zertifiziert, sondern nach den Standards von Fair for Life. Fair for Life, der Name deutet es an, engagiert sich gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen geht es um Menschenrechte und Arbeitsbedingungen, zum anderen um die Förderung lokaler Aktivitäten und schließlich auch noch um Biodiversität und nachhaltige Landwirtschaft. Die Stellar Winery beschäftigt beispielsweise keine Tagelöhner (wie sonst leider allzu üblich), sondern festangestellte Arbeiter*innen, die mit ihren Familien vor Ort leben. Es gibt Betreuung und Schulbildung für die Kinder und ein Gesundheitsmobil, das von Farm zu Farm fährt.

Die sehr transparenten Veröffentlichungen von Fair for Life zeigen, dass Stellar Organics in der Summe aus neun thematischen Bereichen derzeit 86 % der maximalen Punktzahl vorweisen kann. Das ist gut, aber was fast noch besser ist: Es gibt weitere Steigerungsmöglichkeiten. Nur in einem Punkt haben die Stellars schon alle Punkte erreicht, nämlich bei ihren zentralen Prinzipien. Beste Voraussetzungen also, woanders nachzuziehen.

Ein Satz noch zur CO2-Bilanz: Ja, der Transport nach Europa kostet Punkte. Aber dafür steckt der Wein in der leichtesten Flasche, die Sie im Supermarkt finden werden. Nur 360 Gramm wiegt sie, und das macht enorm viel wett.

Wie schmeckt der Wein des Monats Oktober?

Jetzt aber zu dem, was in der Flasche steckt. Ein Rotwein ist es, ein klassisch waldbeerig gewürziger, und genau das bietet sich natürlich im Herbstmonat Oktober auch an. Merlot heißt die Rebsorte, die dafür verantwortlich ist, und das nicht nur in Südafrika. Merlot stammt ursprünglich aus der Gegend von Bordeaux, wo er zu 100 % in einem der berühmtesten und teuersten Weine überhaupt steckt, Château Pétrus. Diese Berühmtheit blieb natürlich nicht lange unentdeckt und heute ist Merlot hinter Cabernet-Sauvignon die Nr. 2 der weltweit am meisten angebauten Rebsorten. Werden die beiden für eine Cuvée zusammen verwendet, sorgt der Cabernet oft für die herb-kräftige Struktur, während der Merlot mehr geschmeidige Beerigkeit hinzusteuert.

Genau das zeigt er auch in unserem Wein. Im Glas erschnuppere ich bereits brombeerige Noten, etwas schwarze Johannisbeere, aber auch ätherische Noten nach Lorbeer. Im Mund ist das Waldbeerige ebenso präsent, aber trotzdem handelt es sich nicht um einen rein beerigen Fruchtcocktail. Vielmehr bringen ein paar kräuterige Aromen nach Estragon und sogar etwas Baumrinde eine zusätzliche Komponente mit hinein. Und die feinen Gerbstoffe sorgen dafür, dass der Merlot hervorragend zum Essen passt.

Merlot und Essen

Was kann man also zu diesem ausgewogenen Südafrikaner reichen? Ganz klassisch werden zu Merlot solche Gerichte empfohlen wie Ochsenschwanzragout mit braisierten Kartoffeln oder Wildmedaillons, es ist schließlich Herbst. Wer sich bei Fleischlastigkeit jedoch nicht so wohl fühlt, hat auch genügend andere Möglichkeiten. Rosmarin, Wacholder und Lorbeer sind beispielsweise Gewürze, die gut mit den waldbeerigen Tönen des Merlots harmonieren. Natürlich kann sich ein Gericht nicht in der Kombination aus Rotwein und Wacholderbeere erschöpfen. Wie wäre es zum Beispiel mit veganen Patties, wie ich sie in den letzten Jahren immer auf der Biofach probiert habe? Kidneybohnen waren oft dabei, Rote Bete - eine Sauce mit Waldpilzen macht sich auch sehr gut.

Und wer es aromatisch ein bisschen pointiert haben möchte, Garam Masala und Merlot sind ideale Partner. Allerdings verstärken sich scharf-würzige Elemente gegenseitig und nehmen einander ein bisschen an Aromentiefe. Ich würde also persönlich die Masala-Paste eher milder gestalten - aber Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden... In jedem Fall haben Sie mit dem Stellar Organics Merlot einen Wein, bei dem die Geschichte dahinter genauso wichtig ist wie der Geschmack. Und das ist ja nicht schlecht, oder?

Über den Autor Matthias Neske

Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.

Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.